Am Ende stand ein Sieg der Moral, der Willenskraft, des Nicht-aufgeben-wollens, des Glaubens daran, dass bis zum Ende etwas drin ist.

Samstag 13:45. Das Team steht mit 13 Leuten da, darunter Trainer Thomas Kl. mit seiner Adduktorenverletzung und Volker nach langer Spiel- und Trainingspause auch nicht wirklich fit. Liam, Armin und Steffen komplettieren den 5er-Pack der alten Haudegen. Liam und Armin haben schon 1,5 Stunden Linienrichterei „in den Knochen“. 25-30 Grad auf dem Platz. Konditionell würde man heute eher weniger ausrichten können. Das war schon vor dem Spiel klar. Auf der Gegenseite 15, 16 junge Spieler quietschfidel, lauf- und sprintstark. Mit CT United steht der amtierende Meister auf der anderen Seite. Auch wenn dessen Ergebnisse dieses Jahr nicht so glanzvoll waren, kann sich CT mit einem Sieg für das Finale qualifizieren. Dem ASV reicht ein Punkt.

Die Taktik war also klar. Hinten erstmal sicher stehen, kontern. Schnell erspielte sich der ASV ein, zwei Chancen, ohne den Ball im Tor unterzubringen. CT United lief anfangs ständig ins Abseits. Weil das so gut funktinierte, stand die ASV-Abwehr dann doch höher als zunächst vorgenommen. Dadurch stand der ASV kompakter und es war für CT United schwer, klare Bälle durchzuspielen. Trotzdem kamen sie einmal durch und nutzen ein Missverständnis zum 0:1. So blieb es erstmal. Nach der ersten Trinkpause gelang CT United dann der zweite Treffer. Da passte die Abstimmung in der Hintermannschaft nicht, ein Ausrutscher kam auch noch dazu, 0:2. Das Spiel lief so gar nicht nach Plan.

Doch in mehreren Aktionen hatte der ASV gemerkt, dass die Abwehr von CT United nicht sattelfest ist. Murat nutzte dies zunächst beim 1:2-Anschlusstreffer aus. Doch postwendend fiel hinten das 1:3 als Jörg der Ball aus der Hand rutschte. Es lief nicht gut. Entsprechend die Stimmung in der Halbzeit, Ernüchterung, Unzufriedenheit mit der Leistung anderer – oder auch der eigenen. Auf dem Platz brannte immer noch die Sonne vom Himmel. Die ersten Spieler waren schon an der Grenze der Kondition. Doch von Aufgeben keine Spur. Immer im Wissen, dass bei CT die Abwehr doch gehörig wackelt. Die CT-United-Spieler sind keine Italiener, das hatte man deutlich gesehen. Trotzdem, 1:3 das war schon ein dickes Brett, das es zu durchbohren galt. Dazu die unglücklichen Gegentore in den eigenen Reihen.

Es ging weiter. Das Spiel konnte mit dem vorhandenen Personal nur selten einen klaren Aufbau erhalten. Patrick, der neben Armin in der Innenverteidigung stand, versuchte entweder über Ömer auf der 6 oder mit langen Bällen auf Murat in die Spitze zu spielen. Murat machte vorne viele Bälle fest, teilweise gegen zwei Gegenspieler. So blieb der ASV weiter im Spiel. Irgendwie hatte man das Gefühl: da geht noch was. Und dann war Thomas W. zur Stelle und markierte das 2:3. Anschlusstreffer, Abseitsreklamation bei CT – der Schiedsrichter pfeift, etwas Verwirrung auf dem Platz: Trinkpause. Nochmal alles dransetzen, nochmal alles raushauen.

Wieder auf dem Platz. Viele Spieler schon am Limit – oder darüber. CT hatte unlängst etwas umgestellt, hatten festgestellt, dass im rechten Mittelfeld des ASV öfter ein Loch klafft. Über die rechte Abwehrseite kommen sie meist zu dritt, manchmal zu viert. Schwerstarbeit für Nino und Armin, schwer zu entscheiden, wen man da eigentlich decken soll. Beim 2:4 stehen am 16er zwei Spieler von CT United frei. Den ersten kann Ayse, wie Armin aufgrund seines Kopftuches von Murat getauft wurde, noch stellen. Der zweite kann seinen Meter Vorsprung parallel zum Strafraum laufend nutzen und abziehen. Der Ball schlägt im linken oberen Eck ein. Deprimierend. Wieder 2 Tore Vorsprung für CT. In der Zwischenzeit musste Thomas W. verletzt raus. Das letzte Aufgebot wird immer dünner. 15-20 Minuten noch. Einige Spieler gehen auf dem Zahnfleisch. Eine Herkulesaufgabe steht dem Team bevor.

Die CT-Übermacht auf deren linker Angriffsseite rollt nun einen um den anderen Angriff auf das ASV-Tor. Armin, jetzt im Tunnel, steht 5-10 Meter hinter der Abwehrreihe und kann so den einen oder anderen Ball ablaufen. Auch Torwart Jörg, der bis dahin einen unglücklichen Tag erwischt hatte, hat nun seine Szenen, rettet zweimal in höchster Not. In dieser Phase geht es nur noch über Willenskraft. Egal wie unwahrscheinlich alles ist. Niemand will sich mit der Niederlage abfinden. Plötzlich bricht Volker auf der rechten Seite durch. Als er nun schon mal vor dem Tor steht, schießt er den Ball halt einfach ins Eck. Abgezockt. Es steht 3:4. Noch ein Tor. Jetzt dranbleiben.

Aber im gesamten Spiel war CT jedes Mal zurückgekommen. Diesmal nicht. Der ASV setzt jetzt nach. Das junge Team von CT United ist so kurz vor Schluss deutlich verunsichert, will keine Fehler machen, den Sieg über die Zeit retten. Es geht nochmal ein Ruck durch den ASV, der jetzt alles nach vorne wirft, die letzten Kräfte mobilisiert. CT kann sich nur noch selten aus der Abwehr befreien. Weiter segeln lange Bälle Richtung CT-Tor. Der eine oder andere Eckball bringt zusätzlich Gefahr. Der ASV steht dabei immer mit 8 oder 9 Leuten im oder am gegnerischen 16er. Drei Minuten vor Schluss wieder Ecke. Der Ball fliegt an den langen Pfosten, ein Abwehrspieler wehrt unglücklich ab, der Ball landet zentral vor dem Tor. Da steht Steffen und drückt den Ball über die Linie. Wieder wird abseits reklamiert. Doch der Linienrichter zeigt zur Mittellinie, 4:4. Jetzt noch die letzten Spielminuten überstehen. CT versucht es nochmal, hat aber keine klare Aktion mehr.

Schlusspfiff. Die Spieler des ASV jubeln. Liegen sich in den Armen. Ernüchterung bei CT. Einige verschwinden gleich auf der anderen Seite, die meisten gratulieren aber fair. Das Spiel ging bei allen Beteiligten an die Substanz. Finaaale oohooo! Die Müdigkeit weicht der Freude. Jetzt soll auch der Meister-Pokal her.